In-Line-Skating
Im folgenden ist darzustellen, weshalb ich In-Line-Skating gewählt habe, um solche Erlebnisse hervorzurufen. Zuvor möchte ich die Sportart kurz vorstellen.
1.1 Kurzdarstellung der Sportart ,,In-Line-Skating"
In-Line-Skating hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einer Trendsportart entwickelt. ,,In" war In-Line-Skating zunächst in den amerikanischen Großstädten und kam dann auch nach Europa. Auch in
Deutschland sieht man immer mehr Menschen, die sich auf In-Line-Skates fortbewegen. Der Name ergibt sich aus der besonderen Konstruktion des Sportgerätes: Schlittschuhähnliche Schalenschuhe, bei denen anders als
bei den klassischen Rollschuhen (Rollerskates) vier oder auch fünf Rollen hintereinander angeordnet sind (engl.: in line). Es handelt sich bei diesem Sportgerät nicht um eine neue Erfindung dieses Jahrhunderts,
bereits vor 200 Jahren wurden Frühformen des heutigen In-Line-Skate entwickelt. Da gab es Rollschuhe mit hölzernen Spulen unter den Schuhen, Skates mit zwei hintereinandergelagerten Metallrädchen. Zu Beginn des
19. Jahrhunderts baute der französische Eisläufer Jean Garcin einen ,,Schienenschlittschuh" mit drei Kupferrollen, einer Riemenbefestigung und einer verschnallbaren Stütze bis zum Knie sowie einer
Fersenbremse (vgl. Hottenrott/Urban, 1996, S.21). In der Folgezeit wurde der in-Line-Skate durch den klassischen Rollschuh verdrängt, weil dieser sichereren Halt bieten konnte.
Der In-Line-Skate, wie wir ihn heute kennen, wurde 1980 in den USA von den Brüdern Olsen erneut erfunden. Die beiden Eishockeyspieler suchten nach einem ,,Straßenschlittschuh", der ihnen das
Training im Sommer ermöglichen sollte und das spezifische Eislaufgefühl vermitteln konnte. Sie gründeten die Firma Rollerblade und begannen mit der professionellen Produktion von In-Line-Skates. Die
konstruktionelle Verbesserung von In-Line-Skates gegenüber dem herkömmlichen Roll schuh verdankt das Sportgerät seine steigende Popularität. Mir der Entwicklung von Kunststoffteilen wie bei Skischuhen konnte nun
mittels harter Außenschale und gepolstertem Innenschuh ein sicherer Stand, mittels 3-5 Kunststoffrollen mit hochwertigen Kugellagern der Fahrkomfort erhöht und durch den Bau von sich stetig verbessernden
Bremssystemen ein sicheres Anhalten gewährleistet werden.
Diese Bauweise stellt eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten in Sport und Freizeit sicher. ,,In-Line-Skating verwandelt Innenstädte und ländliche Gegenden in Skatestadien und ist Sport, Fitneß,
Ästhetik, Fun, Artistik und Spiel zugleich" (ebd., S.l0)
Viele Skater reizen die vielfältigen Bewegungsmöglichkeiten der Innenstädte (Parkanlagen, Parkhäuser, Bürgersteige, Treppen etc.) voll aus, während andere Rad-und Wirtschaftswege, Sporthallen,
Rollschuhbahnen, Hockeyfelder etc. bevorzugen.
Skater haben unendlich viele Möglichkeiten, ihrem Sport nachzugehen und dabei zeichnet sie Kreativität und Einfallsreichtum aus. Anregungen für Lauftechniken und Tricks holen sich die Skater aus
etablierten klassischen und neueren Sportarten, z.B. aus den Eissportarten, dem Feld des Rollsports, dem Skate- und Snowboardfahren, dem Skisport etc. Daraus resultieren gegenseitige Transferwirkungen.
„Die In-Line-Skater lernen von verwandten Sportarten und umgekehrt profitieren Aktive aus anderen Sportarten von der Entdeckung der In-Line-Skates für ihren Sport" (ebd., S.10). Darüber hinaus
gilt In-Line-Skating als ein spannendes und optimal risikominderndes Vorbereitungsprogramm für den Wintersport (vgl. Nagel, 1996, S.2).
1.2 In-Line-Skating als Inhalt der Unterrichtseinheit
In-Line-Skating besitzt schon im Rahmen der Freizeitaktivitäten von Kindern und Jugendlichen eine hohen Erlebniswert. Zu einer solchen Einschätzung wird man kommen müssen, wenn man sie beim Skaten
beobachtet. Zuweilen könnte man sogar versucht sein, mit dem Begriff ,,Euphorie die Empfindungen zu umschreiben, die man im Mienenspiel und Verhalten von Skatern wahrnehmen zu können glaubt.
Im Rahmen des Sportunterrichts in der Schule besitzt diese Sportart sicherlich den Charakter des Herausragenden, Neuen, Bedeutsamen und wird von ähnlichen Emotionen begleitet sein wie im
außerschulischen Leben. Zudem soll In-Line-Skating hier auch in Spielsituationen gestellt werden, die Freude, Spaß und Spannung bringen. Es darf angenommen werden, daß dem themenbezogenen Unterrichtsgeschehen
Erlebnisqualität im Sinne der Erlebnispädagogik zukommt.
Ich nehme nun den Wirkungszusammenhang „Wahrnehmen - Bewegungserleben - Erfahren - Gewinnen von Bewegungskompetenz" in den Blick und möchte die These aufstellen, daß In - Line - Skating als
praktizierte Sportart eine Vielzahl von Erlebnissen auslösen kann, die sich obigem Zusammenhang zuordnen lassen. Belegen möchte ich das mit folgenden Aussagen: Kinder müssen sich beim Skaten mit den situativen
Rahmenbedingungen ihres Bewegungsverhaltens aus einandersetzen. Sie müssen die Bodenbeschaffenheit wahrnehmen und erleben ihren Einfluß auf ihr Bewegungsverhalten. Sie dürfen nicht nur ihre Eigenbewegungen
wahrnehmen und in deren Erleben verweilen, sondern sie müssen auch beteiligte Personen, Raumgrenzen und Hindernisse im Blick haben, um ihr Bewegungsverhalten mit den Wahrnehmungen so zu koordinieren, daß
Zusammenstöße und Aufprallen auf Hindernisse vermieden werden. Auch das, so vermute ich einmal, wird von Bewegungserlebnissen begleitet sein. Zumindest von Furcht vor mißglückter Bewegung und Freude über
gelungene.
Kinder erbringen beim Skaten die schwierige Leistung des Ausbalancierens ihres Körpergleichgewichts. Verlust und Wiedergewinnen desselben haben Erlebnisqualität und führen zu Erfahrungen und
zunehmender Bewegungskompetenz. insbesondere in Spielen auf Skates steigern und vermindern sie ihre Geschwindigkeit, ändern sie ihre Bewegungsrichtung bremsen sie ab in schnellem Wechsel. Das alles ist
wahrnehmungsgesteuert und von Bewegungserlebnissen begleitet.
Die Kinder, das läßt sich schon im außerschulischen Bereich feststellen, registrieren gemachte Bewegungserfahrungen bzw. Gleichgewichtserfahrungen und erschließen sich kreativ weitere
Aktionsbereiche, um Erfahrungen zu machen und zu mehr Bewegungskompetenz zu gelangen.
Einer solchen Intention folgend setzen sie sich wagemutig auch Bewegungssituationen aus, deren Bewältigung für sie schwierig ist, sie nehmen sogar Bewegungserlebnisse in Kauf, die durch Unbehagen und
Angst gekennzeichnet sind.
(Kinderäußerungen bei Sprüngen: „Da hat man Angst, weil man nicht weiß, ob man es schafft oder nicht")
Es darf übrigens vermutet werden, daß Kinder ein autonomes Interesse am Gewinnen von Bewegungskompetenz beim Skaten haben, weil diese im Konkurrieren der Kinder untereinander Prestigegewinn bringt.
Eine entsprechend hohe Motivation beim Herangehen an das Thema ist zu erwarten.
Einen Einfluß auf die Wahl dieses Sportgerätes hat sicherlich auch die Tatsache, daß viele Kinder dieses Gerät besitzen und daß der Umgang damit fest in ihrer Erlebniswelt verankert ist. Nicht
verschweigen möchte ich, daß meine persönliche Neigung zum In-Line-Skaten die Wahl mitbestimmt hat. Als Ergebnis der vorangegangenen Überlegungen möchte ich zusammenfassen:
Sowohl im Sinne der Erlebnispädagogik als auch im Sinne der Bewegungserziehung ist In-Line-Skating für mich eine Sportart, mit der Erlebnisse in der beschriebenen Begriffsbedeutung und im Zusammenhang
mit Wahrnehmen und Reflektieren angebahnt werden können. In-Line-Skating ist bisher nicht in den Rahmenrichtlinien für die Orientierungsstufe ausgewiesen. Es läßt sich dem Lern- und Erfahrungsfeld „Bewegen auf
Rollen und Rädern", das in dem Entwurf für die Grundsätze für den Schulsport aufgeführt ist, zuordnen.
Quelle: http://server1.nibis.ni.schule.de/~as-ver/sport/arbeit/a9/s
|