Skaten ist genauso gefährlich - oder besser ungefährlich - wie jede andere Sportart auch. Voraussetzung dafür sind zwei kleine, aber wichtige Details:
Tragen Sie Schutzkleidung, und machen Sie einen Trainingskurs mit! Die Unfallchirugie des Universitätskrankenhauses Eppendorf in
Hamburg hat sich mit Aufkommen des Skatens zu der ersten Adresse bei Skater-Unfällen entwickelt. Nicht nur in medizinischer Sicht. Denn dort werden auch alle möglichen Daten wie Art der Verletzung, Häufigkeit und vieles mehr gesammelt. Dabei kommen erstaunliche Zahlen zu Tage:
60 Prozent aller Verletzungen treten zwischen Ellbogen und Handgelenk auf.
Immer waren zwei Faktoren ausschlaggebend für die Verletzungen: Entweder trugen die Skater keine Schützer, oder sie beherrschten die Sturztechnik nicht.
Wer das Fallen nicht beherrscht, aber Schutzkleidung trägt, ist nicht sicher vor Verletzungen. Wer das Fallen beherrscht, aber keine Schutzkleidung trägt, ist genauso gefährdet.
Dr. Hilgert vom Universitätskrankenhaus bringt einen einleuchtenden Vergleich: "Sie würden nie einen Menschen Ihren Wagen fahren lassen, wenn der
Ihnen vorher erzählt hat: Ich kenne die Gangschaltung, aber ich nicht weiß, wo die Bremse ist. Bei Skating-Anfängern sind jedoch Aussagen wie, "Fahren kann ich schon ganz gut, nur Bremsen geht nicht" gar nicht so selten zu hören. Hier kann man nur an die Vernunft appellieren, erst unter den behüteten Bedingungen eines Kurses zu lernen, bevor man sich auf die Straße wagt."
Mit einem Märchen möchten wir auch gerne noch aufräumen: Skater sind keine
Rowdys. Schlagzeilen wie "Skater fährt Fußgänger um" sind Einzelfälle. Das UKE hat zwischen 1995 und 1996 auf diesen Aspekt ein wachsames Auge gehabt: In diesem Zeitraum wurde ein Fußgänger ins UKE eingeliefert, der von einem Skater angefahren wurde.
Kinder und Skates Kinder haben keine Angst, und die müssen Sie auch nicht haben, solange Ihre Kinder nicht im Straßenverkehr skaten.
Auf Spielplätzen, Rollbahnen oder abgesperrten Straßen wird es keine Probleme geben. Angst vor Verletzungen müssen Sie nicht haben. Kinder fallen wegen ihrer Größe nicht so tief. Die Wucht des Aufpralls ist geringer. Natürlich sollten Ihre Kinder einen Skating-Kurs besuchen. Dort wird neben der Beherrschung der Inliner auch die Wahrnehmung spielerisch trainiert. Häufig haben Kinder ja das Problem, dass sie nicht abschätzen können, wie weit ist der Lastwagen noch entfernt, wie lange braucht er bis er auf meiner Höhe ist. Durch die eigene Bewegung und Schnelligkeit auf Skates wird genau dieses Entfernungschätzen gezielt geübt und trainiert.
Unverzichtbar ist bei Kindern ein Helm. Kinder haben
einen anderen Körperschwerpunkt als Erwachsene. Die Großen fallen eher nach vorne, die Kleinen kippen - wohl wegen des größeren Kopfs im Verhältnis zum Körper - nach hinten.
Die Schutzausrüstung Beim Inline-Skating ist die Schutzausrüstung besonders wichtig: Sie erreichen schließlich hohe
Geschwindigkeiten (15 bis 20 KmH und höher). Gerade bei Anfängern reicht dann ein Loch im Asphalt oder ein kleiner Ast aus, um zu stürzen. Weil die Bewegungsenergie auf Asphalt nicht durch Weiterrutschen (wie auf Eis) aufgefangen wird, ist Schutz unerlässlich. Das gilt auch für Fortgeschrittene. Und ein alter Kajak-Helm oder ein Schoner vom Volleyballspielen können diesen Zweck nicht erfüllen.
Die Grundausrüstung besteht aus Handgelenk-, Ellbogen- und Knie-Schützern. Ein gutes Set kostest zwischen 100 und 200 Mark.
Handgelenkschützer: Sie haben die Aufgabe, bei einem Sturz die
Handgelenke und die Handflächen zu schützen. Der Gelenkschutz wird durch eine spezielle Stützschiene gewährleistet, die den Aufprall abfedert. Deshalb sollte Sie in keinem Fall auf diese Schoner verzichten.
Ellbogen- und Knieschützer: Sie sollen ermöglichen, nach einem
Sturz auf dem Asphalt weiterzurutschen. Dadurch wird auch die Wucht des Aufpralls gemindert. Diese Schoner haben meist eine harte Plastikkappe und einen weichen Innenschaum. Achten Sie darauf, dass die Schoner mit möglichst wenig Nähten versehen sind und gut und fest sitzen. Kneifende Schoner mindern den Spaß. Auch der Verschluss soll gut und einfach zu handhaben sein.
Helm: Egal ob Anfänger, Speed- oder Aggressive-Skater, alle, die
sich den Asphalt mit anderen Verkehrsteilnehmern teilen müssen oder auf ihrer Strecke ein Stück Schotter erwischen, sollten zusätzlich einen Helm tragen. Der Helm besteht meist aus einer harten Kunststoff-Schale und einer Schaumstoffdämpfung, die leicht und angenehm zu tragen ist. Ein einfacher Helm kostet um die 100 Mark.
Bremsen Eigentlich müsste der kleine Stopper
"Geschwindigkeitsreduzierer" heißen. Denn eine Vollbremsung wie mit dem Auto oder dem Fahrrad kriegen Sie mit diesem Stopper kaum hin. Zwar mag der Skates zum Stehen kommen, aber auf Ihren Körper wirkt noch die Bewegungsenergie. Ihre Schuhe stehen, aber Sie fahren weiter. Auf dem Fahhrad oder im Auto können wir diese Energie abfangen, in dem wir uns auf dem Lenker oder dem Steuer abstützen. Daher heißt die Devise in einer gefährlichen Situation: Ausweichen statt Bremsen. Und das Ãœben Sie am besten, Sie ahnen es schon, in einem Kurs.
Mit diesem kleinen theoretischen Teil wollen wir Ihnen einen Einblick in das Bremsen geben.
Der Fersenstopp: Die einfachste und sicherste
Bremstechnik. Rollen Sie in Schrittstellung. Der Skate mit dem Stopper steht etwa eine Fußlänge vor dem anderen Skate. Simulieren Sie zuerst die Bremsbewegung ohne Einsatz des Stoppers. Dazu einfach mehrmals den Körperschwerpunkt heben und senken. Wenn Sie ein sicheres Gefühl bekommen, anfangen, den Stopper dosiert einzusetzen. Krönender Abschluss: Versuchen Sie eine Vollbremsung unter vollem Einsatz des Bremsklotzes.
Der T-Stopp:
Das Bremsbein steht dazu rechtwinklig hinter dem Standbein. Das Standbein ist dabei leicht gebeugt, hierauf liegt auch das Körpergewicht. Die Rollen des Bremsbeins schleifen auf dem Boden. Je stärker Sie Druck ausüben, umso höher der Bremseffekt. Nachteil dieser Technik: einseitiger Verschleiß der bremsenden Rollen.
Das richtige Fallen ...ist nicht schwer - wenn wir
unseren Instinkt überwinden. Bei einem normalen Sturz aus dem Stand versuchen wir unweigerlich, uns mit den Händen und dem ausgestreckten Arm abzufangen. Beim Skaten müssen Sie sich aber "Überwinden", sich auf die Knie, die Ellbogen und die Handkante fallen zu lassen. Gleichzeitig! Und das will geübt werden.
Mit dem Fallen auf die Knieschützer wird die Fallhöhe reduziert. Dann kippt der Oberkörper auf die Ellbogen und Handkanten - wir rutschen weiter und bleiben unverletzt.
Üben und trainieren Sie unter fachlicher Anleitung. Sie verringern Ihr Verletzungsrisiko und erhöhen Ihren Fahrspaß.
Der Tipp: Wenn Sie das allererste Mal auf Skates
stehen: Sammeln Sie Ihre ersten Bewegungserfahrungen auf einem Stück Rasen oder Teppich. Der weiche Untergrund bremst die Rollen und Sie haben einen sicheren Stand.
Skate-Techniken Um Ihre Rollen unter Ihren Füßen in den Griff zu bekommen, sollten Sie auch den Skating-Schritt, das Kurven- und
Rückwartsfahren beherrschen. Ein bisschen Übung und Sie werden das Gefühl haben, mit Skates geboren worden zu sein.
Der Skating-Schritt: Stellen Sie sich in V-Stellung auf. Stoßen Sie sich mit
einem Bein ab. Ziehen Sie das andere Bein parallel zu Ihrem Abstoßbein. Auf beiden Skates gleichzeitig rollen. Nun mit dem anderen Bein abstoßen und das vorherige Abstoßbein nachziehen. Im Wechsel wiederholen; bald werden Gleit- und Abstoßphase ineinander Übergehen.
Kurvenfahren: Eine ganz einfache Technik ist der A-Turn. Gleiten Sie auf
beiden Skates gleichzeitig. Lassen Sie die Skates auseinander wandern, bis Ihre Rollen auf den Innenkanten stehen. Nun das Körpergewicht auf einen der Skates verlagern, und schon fahren Sie eine Kurve.
All dies und noch vieles mehr lernen Sie allerdings am besten entweder von einem Profi und/oder in einem Skate-Kurs .
Skate-Kurse Meist dauern die Kurse zwei bis drei Stunden, in der Regel werden sie am Wochenende angeboten. In dieser Zeit werden Sie in
die Grundtechniken des Skate-Schrittes, des Kurvenfahrens, des Rückwärtsfahrens eingeführt. Und natürlich auch das Wichtigste beim Skaten: der richtige Sturz. Denn instinktiv versuchen wir, den Sturz nur durch die Hand aufzufangen. Freiwillig und untrainiert käme kaum ein Mensch auf die Idee, sich auf seine Knie und Ellbogen fallen zu lassen. Natürlich wird Ihnen das alles nicht nach zwei Stunden in Fleisch und Blut Übergegangen sein. Üben und trainieren Sie nach einem Kurs ein bisschen weiter. Lassen Sie sich zum Beispiel während eines Ausfluges ganz bewusst fallen - nicht mehr lange und Sie haben's drauf. Oder rutschen Sie mit Ihrer Familie auf den Schonern um die Wette. Sie werden sich schon bald sehr viel sicherer fühlen.
Melden Sie sich einfach beim Deutschen Inline-Skate-Verband. Dort erhalten Sie Informationen, wo in Ihrer Nähe Anfängerkurse stattfinden, ob es an Ihrem Wohnort Inline-Skater-Treffen gibt
und natürlich einen Ansprechpartner vor Ort:
D.I.V. Deutscher Inline-Skate-Verband Ernsthöfer-Straße 15 e 64342 Seeheim-Jugendheim Telefon: (06257) 96 22 36
Nach einem Kurs sollten Sie immer wieder gezielt die verschiedenen Techniken
trainieren. Schnappen Sie sich Ihren Partner, Ihre Kinder oder einen Freund, und üben Sie einfach zusammen. Gut und anschaulich erklärt werden die verschiedenen Techniken mit Bildern in dem Buch Richtig Fitness-Skating aus dem BLV-Verlag .
Der Skater auf der Straße
Zugegeben, auf der Straße und auf den Fahrradwegen fährt es sich am besten. Doch da gehören Skater nicht hin.
Denn vor dem Gesetz sind Skater Fußgänger.
Inline-Skates haben mit Kinderwagen, Rollern und Rodelschlitten eines gemeinsam: ihre rechtliche Stellung. Sie fallen nach der StVO (§ 24, Absatz 1)
nicht in die Kategorie "Fahrzeug", sondern sind "besondere Fortbewegungsmittel". Deswegen brauchen Skater auch nicht die Sicherheitsanforderungen zu erfüllen, die für Fahrzeuge sonst vorgeschrieben sind: Vorder- und Rückstrahler sowie zwei unabhängig voneinander wirkende Bremsanlagen.
Auf dem Gehweg oder in Fußgängerzonen müssen Skater auf die Fußgänger Rücksicht nehmen und gegebenenfalls Schritttempo fahren. Sie dürfen keine Straßen oder Radwege benutzen. Ãœberqueren
Skater die Straße, müssen abbiegende
Autos Rücksicht nehmen - wie bei einem Fußgänger. Autos müssen dazu gegebenenfalls anhalten. Wie schnell der Skater dabei fährt, spielt keine Rolle. Diese grundsätzliche Entscheidung traf das Oberlandesgericht Karlsruhe 1999 (OLG Karlsruhe 10 U 60/98).
Wer zahlt, wenn's kracht? Bei einem Unfall ist die
Privathaftpflichtversicherung des Skaters zuständig. Entweder zahlt sie für die Schäden oder sie wehrt für den Skater den Anspruch als unberechtigt ab. Minderjährige, die Schäden an Privatpersonen oder Sachen verursacht haben, fallen unter die Haftpflichtversicherung der Eltern. Wenn die Eltern nicht ihre Aufsichtspflicht verletzt haben.
Eine private Unfallversicherung empfehlen wir denjenigen, die viel skaten,
sich selbst gegen bleibende Schäden (wie Behinderung) oder ihre Kinder versichern möchten. Denn Kinder sind außerhalb der Schule (inklusive Weg) nicht unfall- oder invaliditätsversichert. Achten Sie beim Abschluß dieser privaten Unfallversicherung auf die Invalididätssumme. Krankenhaustagegeld, kosmetische Operationen und ähnliche Zusatzleistungen, die Sie mitversichern können, verteuern eine private Unfallversicherung unnötig. Kosten pro Jahr: ca. 100 Mark. Bei einem Versicherungsabschluss sollten Sie grundsätzlich der Regel folgen: Die Versicherung mit Blick auf den "GAU", den größten anzunehmenden Unfall, abschließen.
Die gesetzliche Unfallversicherung tritt dann in Kraft, wenn Sie auf Skates zur oder von der Arbeit gefahren sind. Der Gesetzgeber hat den Versicherungsschutz nur für besonders gefährliche
Verkehrsmittel ausgeschlossen, zu denen Inline-Skates aber nicht gehören.
Quelle: NDR2
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